Eine Böschung in Münchenstein wird von seltenen Lebewesen bewohnt. Damit dies so bleibt, waren Naturfreunde mit Säge und Rechen unterwegs.
An der Böschung der Eichenstrasse waren letzte Woche Helferinnen und Helfer im Einsatz für den Naturschutz.
Nachdem der Revierförster der Gemeinde mit der Motorsäge schnellwüchsige Bäume und Sträucher - darunter auch der invasive Essigbaum – gekappt hatte, waren Aufräumarbeiten nötig. Die Helfer deponierten die Stämme und Äste möglichst kompakt auf Haufen.
Böschungen sind letzter Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere.
Ziel der Aktion ist es, in das einst monotone, dichte und kaum durchdringbare Gehölze Buchten und Lichtungen zu schlagen. So wird es für Vögel attraktiver und wo viel Sonne auf den Boden gelangt, können auch artenreiche Säume und Blumenwiesen entstehen.
Die Neugestaltung des Gehölzes ist nun schon weit fortgeschritten, Im Verlauf des laufenden Jahres müssen die Flächen nun drei bis vier mal gemäht werden, damit keine Brombeeren aufkommen und eine Blumenwiese wachsen kann.
Eine Blumenwiese wird gedeihen.
Um dies zu beschleunigen wird im späten Frühjahr Schnittgut aus artenreichen Nachbarflächen auf die neu gewonnenen Flächen übertragen (Heugrassaat).
Der Aufwand an der Böschung unterhalb der Eichenstrasse wird aus gutem Grund betrieben. Diese Böschung mit dem Halbtrockenrasen ist von ausserordentlichem Naturwert.
Sehr viele seltene Arten wurden dort gefunden: etwa 30 gute Magerwiesen-Arten samt der in der Region stark bedrohten Hügel-Erdbeere, deer Edel-Gamander, die seltene Karthäuser-Nelke, die zweifarbige Beissschrecke und zwei Blutströpfchen-Arten. Ausserdem sind an der Böschung viele Feldgrillen zu finden.
Im Rahmen des Projektes "Blühende Borde fürs Baselbiet" von Pro Natura Baselland, wurde das Gelände 2014 aufgewertet.
Im Sommer 2017 sorgte ein für Laien unscheinbar aussehendes Pflänzchen an dieser Böschung für Aufregung. Fachleute hatten an der Böschung Eichenstrasse den Feld-Mannstreu (Eryngium campestre) entdeckt.
Ein ungewöhnlicher Fund: der Feld-Mannstreu.
Dieses stechende Geschöpf ist in der Schweiz stark gefährdet und kommt aktuell nur in der Gegend von Genf und bei Basel vor, hier nur in der Reinacher Heide und an einer Stelle in den Merian-Gärten. Es handelt sich also um eine wahre Rarität.
Die Pflanze ist so selten, dass der Finder erst dachte, es wolle ihn jemand veräppeln. Das Minivorkommen (total zehn Pflanzen auf ein mal zwei Meter) ist vermutlich über Jahrzehnte niemandem aufgefallen.
Böschungen sind gleichzeitig Lebensraum und dienen der Vernetzung der letzten naturnahen Lebensrauminseln in unserer intensiv genutzten Landschaft. In vielen Gebieten können sich seltene Tiere und Pflanzen nur noch in solchen Refugien halten.
Um die Böschungen im Kanton ist es nicht gut bestellt.
Weil sie kaum Ertrag abwerfen und mühsam zu nutzen sind, werden Böschungen vernachlässigt.
Die Böschung an der Eichenstrasse wird nun gepflegt, damit der Lebensraum für die vielen farbenprächtigen Blumen erhalten bleibt: Invasive Pflanzen wie der Essigbaum und die Luzerne werden entfernt, und das zentrale Gehölz wird schrittweise verkleinert und strukturreicher gestaltet. Die Böschung wird auch weiterhin beweidet.
Willst du etwas für den Naturschutz tun? Es werden immer wieder Helferinnen und Helfer gesucht. Lass dich auf unserer Helferliste eintragen. Einfach ein Mail an kontakt@nvvm.ch schreiben und du wirst bei Bedarf angefragt.
Im Jahresbericht 2017 erfährst du mehr über das spezielle Pflänzchen und über viele andere Tiere und Pflanzen der Region.